Sigurd Hennemann ist der Mann am Klavier bei den Espresso-Konzerten

Christiane Bubacz und Sigurd Hennemann sind das Herz der Linzer „Espresso-Konzerte“. Bild: Silke Henneman

Am Sonntag startet die Konzertreihe in der Linzer Landesgalerie in die neue Saison.

Als Mann am Klavier kennen ihn Besucher im Brucknerhaus oder aber der Espresso-Konzerte in der Linzer Landesgalerie. Ab Sonntag ist bei der von Sigurd Hennemann und Lebensgefährtin Christiane Bubacz ins Leben gerufenen Reihe wieder Kaffee, Kuchen und vor allem Musik zu genießen.

OÖN-Gartenexperte Karl Ploberger hat dafür in seinem Garten der Stille nachgespürt und sie in Worten festgehalten. „Wir öffnen mit der Musik von Poulenc und Dutilleux ein Fenster in die Stille, in andere Gedanken und menschliche Dimensionen“, sagt Hennemann, der mit den Bruckner-Orchester-Solobläsern Andreas Mendel (Oboe) und Nadia Perathoner (Fagott) einmal mehr „das Erbe lebendig halten und das Feuer der Musik entzünden“ will.

Der ganz normale Wahnsinn

Ein Ziel, an das der gebürtige Mainzer auch seine Studierenden an der Linzer Bruckneruni führen möchte, wo er sich mit Thomas Kerbl für den Opernnachwuchs einsetzt. Er selbst hat in Leipzig Gesang, Klavier und Dirigieren studiert, seinen Abschluss machte er an der School of Music der Indiana University beim bekannten Pianisten Leonard Hokanson.

„Wir versuchen, dass sie zum Kern ihrer Persönlichkeit kommen, wo sie ihre Stärken haben“, damit den jungen Künstlern auf der Bühne später eins gelingt: „Dass die Musik durch sie lebt.“ Ein Musiker sei wie ein Medium: „Wir schlüpfen in verschiedene Spannungszustände. Jedes Stück hat eine unterschiedliche Energie. Deswegen ist es für uns auch so wichtig, dass wir angstfrei dasitzen. Die Musik wird durch uns nicht besser, wenn wir Angst haben.“ Eine Erfahrung, die er einmal mehr im Herbst als Korrepetitor junger Sängerinnen und Sänger beim internationalen Opernwettbewerb Competizione dell’opera im Linzer Brucknerhaus gemacht hat. Nur ein gemeinsames Probespiel bleibt vor dem Auftritt vor der Jury.

Ruhe und Gelassenheit haben den Vater einer kleinen Tochter auch die vergangenen zehn Jahre als Korrepetitor mit Dirigierverpflichtung am Linzer Landestheater gelehrt. „Das Theater birgt so viele Situationen, wo man einfach schwimmen muss.“ Vorsingen, kurz vorbereitete Durchläufe am Klavier gehören zum täglichen Brot: „Man muss ganz gezielt und schnell wissen, was wichtig ist, und darin sicher sein. Hat man das ein paar Mal gemacht, fängt man an, sich seine Freiheit zu bewahren und so zu tun, als wäre es ganz normal“, sagt er augenzwinkernd.

Sommerpause? Mitnichten. In Mexiko gibt der 40-Jährige heuer zum dritten Mal beim Festival Opera Maya den Takt an: „Wir spielen Operngalas mit amerikanischen Studierenden, Professoren und mexikanischen Berufsmusikern.“ Dirigieren ist etwas Spezielles für ihn: „ein ganz eigenes Zusammenspiel von Geist und Körper, weil es so ins Kollektiv strahlt. Mein Lehrer hat einmal gesagt: Wenn man den Arm hebt, soll man erkennen können, welches Stück man dirigiert. Etwas Beglückenderes gibt es fast nicht für mich, als zu spüren, wie diese Kraft durch den Raum geht und zurückkommt. Dirigieren ist wie eine billige Droge.“ Eine Dosis davon teilte er unlängst im Linzer Musiktheater in der Barockoper „Dido und Aeneas“ mit Chor und Publikum.

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